Herbstgespräch mit dem Steuerberater: Ihr Wegweiser ins neue Jahr

Der Herbst lädt traditionell dazu ein, Bilanz zu ziehen und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Ein Herbstgespräch mit Ihrem Steuerberater hilft dabei, das laufende Jahr zu reflektieren und den Jahresabschluss rechtzeitig zu planen. Es bietet die Chance, Chancen zu erkennen und Risiken zu vermeiden – neun von zehn Unternehmern wünschen sich einen proaktiven Austausch mit dem Steuerberater. In diesem Whitepaper lesen Sie, wie Sie sich optimal auf das Herbstgespräch vorbereiten und welche Themen dabei im Mittelpunkt stehen.
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Investitionen

Investitionsentscheidungen sind für wachstumsorientierte Handwerker zentral. In Zeiten steigender Nachfrage investieren viele Betriebe weiter in Maschinen, IT und Personal. Laut aktueller Studie haben über die Hälfte der Handwerksbetriebe in den letzten Jahren ihre geplanten Investitionen umgesetzt. Für die kommenden Jahre steht vor allem der Ausbau von Anlagen und Technik (53%) sowie die Mitarbeiterentwicklung (45 %) im Fokus. Im Herbstgespräch können Sie gemeinsam mit Ihrem Steuerberater prüfen, welche Investitionen noch sinnvoll sind und wie sie finanziert werden. Ziel ist es, „für Sie und Ihr Unternehmen die richtigen Entscheidungen zu treffen, vor allem im Hinblick auf zukünftige Investitionen“.

Unsere Empfehlungen:

1

Ermitteln Sie konkret Ihren Investitionsbedarf (z.B. neue Maschinen, Fahrzeuge, Softwaresysteme).

2

Prüfen Sie Finanzierungsmöglichkeiten: Eigenmittel, Kredite oder Förderprogramme nutzen. Mehr als ein Drittel der Betriebe nutzt Mittelbis langfristkredite, um Rücklagen zu schonen.

3

Kalkulieren Sie mögliche Steuervorteile: Investitionen können die Steuerlast senken (z.B. Sofortabschreibung geringwertiger Wirtschaftsgüter, Investitionsabzugsbetrag).

4

Beachten Sie Abschreibungszeiträume und Liquidität, damit Investitionen nicht zu Engpässen führen.

5

Verschaffen Sie sich einen Zeitplan: Kosten und Rückflüsse sollten vor allem im Herbstplan stehen, damit Sie bei Bedarf noch Gegensteuern können.

Liquiditätsplanung

Eine stabile Liquidität sichert den Fortbestand Ihres Unternehmens. Im Herbst sollten Sie daher eine Liquiditätsplanung für das kommende Jahr erstellen. Damit behalten Sie Zahlungsströme (Einzahlungen und Auszahlungen) fest im Blick und erkennen frühzeitige Engpässe. Führen Sie monatliche oder sogar wöchentliche Soll-Ist-Vergleiche durch, damit Sie bei unerwarteten Kosten (z.B. Materialpreissteigerungen oder Steuerzahlungen) schnell reagieren können. Prüfen Sie insbesondere, ob Ihre Kreditlinien ausreichen, um mögliche Unterdeckungen abzufangen.

Unsere Empfehlungen:

1

Erstellen Sie einen Liquiditätsplan für mindestens 12 Monate, beginnend im Oktober. Berücksichtigen Sie alle festen Ausgaben (Löhne, Miete, Steuern, Energiekosten) und erwartete Einnahmen.

2

Stimmen Sie Plan und Ist-Werte regelmäßig ab: Vergleichen Sie monatlich die geplanten mit den tatsächlich eingegangenen Zahlungen. Bei Abweichungen steuern Sie frühzeitig nach (z.B. Kosten senken, Zahlungsmoral forcieren).

3

Sichern Sie Ihre Liquidität: Halten Sie ggf. ungenutzte Kreditrahmen bereit oder bauen Sie eine Liquiditätsreserve auf. Nutzen Sie staatliche Förderprogramme, die Liquiditätshilfen oder zinsgünstige Darlehen anbieten.

Lohnkostenentwicklung

Die Personalkosten steigen – nicht zuletzt durch gesetzliche Vorgaben. Zum Jahreswechsel 2024 wurde der Mindestlohn auf 12 € angehoben, was sich unmittelbar auf die Lohnkosten Ihres Betriebes auswirkt. Dazu kommen mögliche tarifliche Erhöhungen und die allgemein hohe Nachfrage nach Fachkräften. Studien zeigen, dass Handwerks-Beschäftigte im Schnitt deutlich weniger verdienen als in anderen Branchen. Langfristig kann nur eine ansprechende Entlohnung Fachkräfte halten und gewinnen.

Unsere Empfehlungen:

1

Überprüfen Sie Ihr Lohnniveau und Budget: Kalkulieren Sie rechtzeitig die höheren Lohnkosten durch Mindestlohn und Tarifsteigerungen ein

2

Planen Sie Gehaltsanpassungen oder Prämien für gefragte Qualifikationen ein. Schaffen Sie Anreize (Zulagen, Bonusprogramme) für besondere Skills.

3

Setzen Sie auf Mitarbeiterbindung und Ausbildung: Guter Nachwuchs kostet Zeit, senkt aber langfristig Kosten. Achten Sie darauf, Lohnerhöhungen tarifgerecht umzusetzen.

4

Prüfen Sie alternative Beschäftigungsmodelle (z.B. Teilzeit, geringfügige Beschäftigung) und investieren Sie in Weiterbildung, um Mitarbeiter im eigenen Betrieb zu entwickeln.

Steuern & Rücklagen

Beim Herbstgespräch geht es auch darum, die zu erwartende Steuerlast abzuschätzen. Gemeinsam mit Ihrem Berater wird das Jahresergebnis hochgerechnet und daraus die voraussichtlichen Steuerzahlungen ermittelt. Ziel ist es, die geleisteten Vorauszahlungen anzupassen und unangenehme Nachzahlungen zu vermeiden. Sorgen Sie außerdem vor: Bilden Sie Rücklagen für Steuern (z.B. Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Umsatzsteuer), Versicherungen oder Investitionsprojekte. Eine gute Faustregel ist es, etwa 30– 50% des Jahresgewinns beiseitezulegen, bis die genauen Steuerbescheide vorliegen.

Unsere Empfehlungen:

1

Erstellen Sie im Herbst eine steuerliche Hochrechnung: Kalkulieren Sie Gewinn- und Steuerbelastung grob anhand der bisherigen Zahlen und des Gewinnzieles.

2

Passen Sie gegebenenfalls die vierteljährlichen Vorauszahlungen an oder beantragen Sie eine Stundung, falls die Liquidität belastet wird.

3

Nutzen Sie steuerliche Gestaltungsspielräume: Denken Sie an gesetzliche Förderungen (z.B. Investitionsabzugsbetrag, Sonderabschreibungen) und steuerfreie Rücklagen (§ 7a EStG).

4

Klären Sie offene Steuerthemen: Prüfen Sie aktuelle Steuerbescheide und betriebswirtschaftliche Auswertungen (BWA) gemeinsam, um Fehler früh zu korrigieren.

Digitalisierung

Digitale Technologien sind entscheidend für Effizienz und Wachstum im Handwerk. Laut Bitkom/ZDH-Studie setzen 68% der Betriebe bereits digitale Lösungen ein – ein Trend, der sich stark beschleunigt hat. Mehr als die Hälfte der Betriebe sieht in der Digitalisierung sogar eine Existenzsicherung. Digitalisierte Prozesse (etwa Workflow-Tools, elektronische Rechnungen, Cloud-Buchhaltung) sparen Zeit und Kosten und stärken Ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Unsere Empfehlungen:

1

Identifizieren Sie digitale Baustellen: Wo verbringen Sie viel Zeit (Papierkram, Doppelarbeit)? Prüfen Sie Einsatzmöglichkeiten für Handwerker-Software (Auftragsverwaltung, Zeiterfassung, Lagerverwaltung) oder digitale Buchhaltung.

2

Gehen Sie schrittweise vor: Beginnen Sie mit Basis-Investitionen wie ERechnungsstellung, digitaler Zeiterfassung oder einer Website für bessere Sichtbarkeit.

3

Bilden Sie sich fort: Nutzen Sie Branchen-Workshops und Förderprogramme (z.B. go-digital), um Know-how zu erhalten.

4

Setzen Sie auf Wartung und Schulung: Sorgen Sie dafür, dass die Belegschaft neue Tools versteht und nutzt – nur so entsteht echter Nutzen.

Nachfolge

Auch wenn die Übergabe vielleicht noch Jahre entfernt scheint: Planen Sie rechtzeitig. 45% der Handwerks-Unternehmer sind bereits über 50 Jahre alt und werden in den nächsten 10–15 Jahren abgeben müssen. Eine frühzeitige Planung minimiert spätere Konflikte und Unsicherheit. Ein strukturierter Nachfolgeprozess umfasst persönliche Ziele, Betriebsbewertung und klare zeitliche Abläufe. Geben Sie dem Thema Nachfolge genügend Raum im Herbstgespräch – so legen Sie die Grundlage für einen reibungslosen Wechsel.

Unsere Empfehlungen:

1

Selbstanalyse: Klären Sie für sich, wann Sie idealerweise übergeben möchten und welche finanziellen Erwartungen Sie haben.

2

Kandidaten prüfen: Suchen Sie intern oder extern mögliche Nachfolger (Familienmitglieder, Mitarbeiter, Kaufinteressenten) und prüfen Sie deren Eignung.

3

Früh starten: Je früher Sie in die Planung einsteigen, desto mehr Zeit bleibt für Übergabe und Einarbeitung. Oft scheitert Nachfolge daran, dass sie zu spät angegangen wird.

4

Steuerliche Beratung einholen: Informieren Sie sich über Verschonungsregeln im Erbschaft- und Schenkungssteuerrecht und nutzen Sie Freibeträge, um die finanzielle Belastung der Übergabe zu minimieren

Checkliste: Vorbereitung auf das Herbst­gespräch

Zahlen & Unterlagen:
Betriebswirtschaftliche Auswertungen (BWA), aktuelle Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz, Umsatz- und Gewinnprognose
Liquiditätsdaten:
Kassenstände, Kontostände, Kreditlinien, Liquiditätsplan (ist und geplant)
Investitionspläne:
Angebote und Kosten für geplante Anschaffungen, Erläuterung der Finanzierungsmodelle
Personalaufwand:
Übersicht über Löhne/Gehälter, Anpassungsbedarf durch Mindestlohn oder Tarife, Pläne für Neueinstellungen oder Schulungen
Steuerdaten:
Letzte Steuerbescheide und Vorauszahlungen, Rückstellungen (z.B. für Steuern oder Urlaubsansprüche), geplante Sonderausgaben
Digitalisierungs-projekte:
Liste der bereits genutzten Software und der noch offenen digitalen To-dos (z.B. Online-Rechnungen, Zeiterfassung)
Nachfolgethemen:
Notizen zu (potenziellen) Nachfolgern, Vorabsprachen, persönlichen Übergabezielen
Offene Fragen:
Notieren Sie alle Punkte, die Sie mit dem Steuerberater besprechen möchten (z.B. Steueroptimierung, Fördermittel, betriebswirtschaftliche Benchmarks)

Mit dieser Struktur und Vorbereitung kommen Sie gut gerüstet in Ihr Herbstgespräch. Nutzen Sie es, um Ihre Finanz- und Investitionsstrategie zu schärfen. So stellen Sie sicher, dass Ihr Handwerksbetrieb gesund und zukunftsorientiert ins nächste Jahr startet.

Quellen: Ausgewählte Studien, Fachartikel und Kanzlei-Informationen wurden zur Erarbeitung dieses Whitepapers verwendet.

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